Trotzdem schickt Deutschland weiterhin seine Bürger und gefährdet die einheimischen Truppen. Mehr als 500 Menschen wurden bereits aus der afghanischen Hauptstadt evakuiert, teilte das deutsche Außenministerium mit.
Gerettete Menschen in einem Bundeswehrflugzeug am Flughafen Kabul © Marc Tessensohn/AP/picture alliance Gerettete Menschen in einem Bundeswehrflugzeug am Flughafen Kabul
Evakuierungsflüge aus Afghanistan
Nach Angaben des Auswärtigen Amtes wurden bei fünf Evakuierungsflügen von Kabul nach Usbekistan auf deutscher Seite 500 Menschen aus Afghanistan evakuiert. Davon waren 189 deutsche Staatsbürger, 202 Afghanen, 59 Personen aus anderen EU-Ländern und 51 Personen aus anderen Ländern, sagte ein Sprecher des Außenministeriums.
Die Situation am Flughafen in der Hauptstadt bleibt an einigen Stellen „extrem chaotisch“, sagte Außenminister Heiko Maas. „Die Anzahl der Zugangspunkte ist begrenzt. Und nach unseren Informationen versammeln sich Hunderte von Menschen, in manchen Fällen sogar Tausende, vor diesen Toren und es kam mehrfach zu Ausbrüchen von Gewalt.“ – Das sagte der SPD-Politiker nach einer Sitzung des Krisenstabs der Bundesregierung in Berlin.
Am Morgen hob ein weiteres Flugzeug mit 176 Menschen an Bord in Kabul ab, wie Maas auf Twitter mitteilte. Am Dienstag hat die Bundeswehr mit der Luftbrücke begonnen und die ersten Flüge in die Hauptstadt Taschkent durchgeführt. Von Taschkent aus werden die Menschen mit Lufthansa-Flugzeugen weiter nach Frankfurt am Main gebracht.
In einer Vereinbarung mit der deutschen Regierung wird Lufthansa auch Doha-Evakuierungsflüge in Katar und möglicherweise anderen an Afghanistan angrenzenden Ländern anbieten, sagte ein Unternehmenssprecher. Eine noch unbekannte Anzahl von Flügen ist für die kommenden Tage geplant.
Es befinden sich bereits 4.500 US-Soldaten auf dem Flughafen.
Der Flughafen in Kabul, der afghanischen Hauptstadt, ist nun unter der Kontrolle der US-Armee. Die Soldaten sollen hierbei die Sicherheit am Flughafen gewährleisten und sowohl die Evakuierung von Amerikanern als auch ehemaligen afghanischen Mitarbeitern der US-Streitkräfte mitorganisieren. Nach Angaben eines Pentagon-Sprechers sind derzeit rund 4.500 US-Soldaten im Einsatz und diese Zahl soll innerhalb weniger Tage auf 6.000 steigen.
Nach Angaben eines NATO-Vertreters wurden bei der Massenpanik vor dem Flughafen 17 Menschen verletzt. Afghanische Bürger wurden angewiesen, nicht ohne Pässe und Visa zum Flughafen zu gehen. Der Nato-Vertreter sagte auch, dass es keine Hinweise auf Angriffe von Taliban-Kämpfern außerhalb des Flughafens gibt.
Viele Länder versuchen, ihre Landsleute und Afghanen aus dem Land zu holen, die für die Streitkräfte anderer Länder oder internationale Organisationen gearbeitet haben und nun Vergeltungsmaßnahmen der Taliban fürchten. Inzwischen haben auch die Länder Frankreich und Italien Lufttransporte organisiert. Auch die Niederlande sowie Polen und die Tschechische Republik haben ihre ersten Flüge gestartet.
Bis zu 600 deutsche Soldaten möglicherweise
Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sagte, dass bei der Schaffung einer permanenten Luftbrücke, zum Beispiel in Absprache mit der US-Regierung, auch mehr Transportkapazitäten zur Verfügung gestellt werden könnten. Auf Twitter teilte das Verteidigungsministerium mit: „Wir werden die Evakuierung fortsetzen, solange wir können“.
Heute Morgen hat die Bundesregierung beschlossen, rückwirkend zu evakuieren. Laut der Entscheidung können bis zu 600 Soldaten bis zum 30. September an dem Einsatz teilnehmen. Die dabei entstehenden Kosten werden auf 40 Millionen Euro geschätzt.
Die in der Regel vorab erforderliche Zustimmung des Bundestages soll auch rückwirkend erteilt werden. Als Grund wurde die „unmittelbare Bedrohung“ durch die schwierige Sicherheitslage in Afghanistan nach der Machtergreifung der radikalislamischen Taliban genannt.
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